Warum ist professionelles systemisches Coaching eine vielversprechende Methode um Klienten ihre bewusste und unbewusste Verbundenheit mit anderen aufzuzeigen?

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Einleitung und Verortung des Themas

Systemisches Coaching hat sich aus der Psychotherapie entwickelt (systemische Familientherapie als psychotherapeutisches Verfahren) und ist eines der 12 Ansätze im Coaching. Von einem guten Business Coach wird erwartet, dass er mindestens systemisch, zielorientiert, lösungsorientiert und personen­zentriert mit dem Klienten arbeitet*1, und dafür gibt es gute Gründe.

Im Folgenden möchte ich mich bei meinen Ausführungen bewusst auf das systemische Coaching und dessen Auswirkungen beschränken. Alle weiteren Ansätze sind jedoch, je nach Aufgabenstellung, eben­falls elementares Methodenwissen eines jeden professionellen Coaches und im Einzelfall anzuwenden.

Worauf kommt es beim systemischen Coaching an?

Nur das Erfassen und (gemeinsame) Begreifen der Zusammenhänge in dem (Gesamt-) System und den diversen Subsystemen des Klienten, incl. aller darin mitwirkenden Elemente im sozialen Kontext schaf­fen die Basis für eine fundierte Coaching-Arbeit. Ohne die genaue Betrachtung dieser Zusammenhänge kann dies nicht gelingen, der Coach kann den Prozess nicht zielgerichtet begleiten, dem Klienten wer­den Chancen genommen, Verbindungen in seinem System zu erkennen und positiv zu beeinflussen.

Der Schwerpunkt eines systemischen Ansatzes liegt in der Eigeninitiative des Klienten. Eine konkrete und von beiden Seiten akzeptierte Zielformulierung und längere Pausen zwischen den einzelnen Coaching-Sitzungen geben dem Klienten die Möglichkeit der Selbstreflektion.

Grenzen der Betrachtung

Im Rahmen eines professionellen Coachingprozesses könnte die Frage aufkommen, wo die Grenzen der Systemanalyse liegen. Mit welchen Systemen, Subsystemen und Elementen welcher Ordnung ist der Klient verbunden, und wie relevant ist dies für den weiteren Prozess? Reicht es aus, wenn eine Analyse und Betrachtung im direkten Umfeld stattfindet (Klient als Privatmensch, als Businessmensch, als Per­son allgemein mit seinen Zielen, Erwartungen, seinen Werten, Prägungen und Visionen, usw.), ist es ausreichend, die Organisationskultur, die unmittelbare Organisation und das direkte soziale Umfeld einzubinden, oder sind darüber hinaus weitere Aspekte zu berücksichtigen?

Wo kann eine Grenze gesetzt werden, wie weit soll die Betrachtung gehen, und inwiefern sind Interak­tionen auch außerhalb der diversen Teil- oder Subsysteme denkbar?

Diese zuletzt genannte Fragestellung haben Wissenschaftler der Princeton Universität in den USA ver­sucht zu beantworten. Der Forschungsinhalt ging unter anderem der Frage nach, ob ein gemeinsames Bewusstsein aller Menschen besteht, welches uns vereint und vielen Menschen fremd erscheint. Hierzu haben sich mehr als 100 Wissenschaftler weltweit zusammengeschlossen, um das sogenannte „Global Consciousness Project“ zu gründen, unter der Leitung von Roger D. Nelson und Georg Kindel. Die Ergebnisse sind in dem Buch „Der Welt-Geist“ oder „Wie wir alle miteinander verbunden sind“ im Jahre 2018 veröffentlicht. Die Ergebnisse laden dazu ein, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu versuchen, „das Unsichtbare in unserer Welt sichtbar zu machen“*2.

Durch das Aufstellen und Auswerten von Zufallsgeneratoren auf der ganzen Welt gelang es, nach An­sicht der Autoren zu belegen, dass zum Beispiel ungewöhnliche Ereignisse (Vulkanausbrüche, Tod von Prinzessin Diana, Meditationen, etc.) durch das Globale Bewusstsein für uns alle erlebbar sind.

„Nicht nur dramatische Ereignisse, auch Momente der Freude können zu einer globalen Verbindung des Bewusstseins führen“*3. … und wenn man das annimmt, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass die Sensibilisierung aller Menschen für solche Zusammenhänge ein Gewinn für uns alle ist. Wenn wir in Systemen denken, ist eine Verbindung zwischen den Menschen nur logisch, unabhängig davon, wie weit die Betrachtung der Zusammenhänge gehen soll.

Es bleibt jedem Klienten überlassen, wie weit er sich auf diese Erweiterung seines „Horizonts“ einlassen möchte; die Chance innerhalb des Coachingprozesses sollte jedoch nicht vertan werden, und der Klient sollte im Einzelfall dazu eingeladen werden.

Gewinn für das Zusammenleben in Systemen

Innerhalb eines jeden systemischen Coachingsprozesses gibt es die Chance zu einer Bewusstseinser­weiterung; den Umfang bestimmt der Klient zusammen mit dem Coach. Die Betrachtung bzw. Analyse des systemischen Umfeldes des Klienten wird eine Steigerung der Achtsamkeit und der Verbundenheit erzeugen.

Durch die Förderung von Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und Konfliktlösungstechniken können Coaches dazu beitragen, das Verständnis und die Harmonie in zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Indem Menschen lernen, einander zuzuhören, einander zu respektieren und einander zu unterstützen, können sie eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammenarbeit schaffen.

Professionelles Coaching kann dazu beitragen, gesellschaftliche Transformation und soziale Verantwor­tung zu fördern. Wenn dem Klienten gewahr wird, dass alles miteinander verbunden ist, wird klar, dass jedes Individuum einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten kann. Indem Coaching Menschen dabei hilft, ihre persönlichen und beruflichen Ziele mit einem größeren Zweck in Einklang zu bringen, können sie dazu beitragen, positive Veränderungen in ihren Organisationen und Gemeinschaften herbeizufüh­ren.

Indem Coaches Menschen dabei unterstützen, sich für eine gerechtere und nachhaltigere Welt einzu­setzen, können sie dazu beitragen, eine Zukunft zu gestalten, in der alle Menschen die Möglichkeit haben, ihr volles Potential zu entfalten.

Professionelles Coaching hat das Potenzial, die Welt zu einer besseren und verbundenen Gemeinschaft zu machen, indem es individuelles Wachstum, zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftli­che Transformation fördert. In einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit ist Coaching mehr als nur eine persönliche Entwicklungsmethode; es ist eine transformative Kraft, die das Potential hat, die Welt zu verändern und sie zu einer besseren zu machen.

Quellen

*1 Siehe hierzu die Ausführungen und die Darstellung der Coaching-Ansätze in Evelyn Albrecht, „Business Coaching“, 2018, Walter de Gruyter Verlag GmbH, Berlin und Boston, Seiten 39 ff.

*2 Siehe hierzu und im Folgenden: „Der Welt-Geist oder Wie wir alle miteinander verbunden sind“, Roger D. Nelson und Georg Kindel, 2018, Edition a Verlag, Wien.

*3 Siehe ebenda.